Roman Seelenbrandt Shortstory


Bekannter Fremder

Teil 1


Bekannter Fremder Als Sarah, sich umsah, nachdem Martin ihr die Augenbinde abnahm, befand sie sich inmitten eines Blumenmeer, sie empfand Glück und noch viel mehr. Sie konnte nicht verstehen womit sie das verdient hatte, kannte sie Martin doch schon viele Jahre. Martin der am Eingang seines Gartens stand, hatte ein Glas Sekt oder sogar Champus in der Hand, er lächelte Sarah an, und Sarah fing an zu verstehen, und ließ sich gemächlich in dem Blumenmeer mit ausgestreckten Armen drehen. Sarah ließ sich fallen und nahm Platz, neben den Orchideen den Lieblingsblumen in ihrem Leben, ihr weißes Sommerkleidchen, ließen ihre Beine frei in den Augen von Martin scheinen, ihre weißen Schuhe glänzten hell im Mondschein des Nachthimmels, ihr langes Haar weht sanft im Sommerabendwind, die Schönheit Sarahs heute Abend macht Martin förmlich blind. Denn so hat er Sarah noch nie gesehen, man könnte meinen sie ist die bekannte fremde einer langen unerfüllten Liebe.

Sarah senkt ihren Kopf seitlich auf den Ellenbogen, ihr Blick richtet sich zu Martin, der am Garten Eingangstor stehen blieb, ihr lächeln scheint ihn zu verzaubern, denn er hat Tränen in den Augen, denn wenn Schönheit zu Tränen rührt, wird Sie aus tiefsten Herzen begehrt. Als Martin sich zu Sarah hin bewegt, wendet sich ihr Blick von ihm ab, und man erkennt, dass sie über all das, was Martin heute angerichtet hat nachdenkt und sich innig auf den Moment besinnt. Als Martin sich zu Sarah setzt, schweigen beide für einen Augenblick, ihr beider lächeln lässt vermuten das sich beide gut tun: “was denkst Du nun?“ fragt Martin, Sarah schweigt eine Weile, und gibt zu Wort: „ich fühle mich wie ein Kind, alles wirkt so bunt, farbenfroh und fröhlich, es ist ein Gefühl welches ich seit Jahren nicht mehr gespürt habe, ich habe es vermisst, doch ich war mir nicht bewusst, was genau dieses ist, was mir fehlt, doch ich habe es überall, in allem und jedem gesucht und Du hast es mir heute Abend zurück gegeben, das Empfinden von Ohnmacht ähnlicher Regung!“

„Ich weiß nicht doch ich glaube ich sehe mehr in Deinen Augen!“ unterbricht Martin, Sarah ihr Wortlaut und fügt hinzu: „ Dieser Garten bedeutet Dir mehr, er ist aus Deiner Kindheit, und noch weiter her, ich habe ihn gepflanzt mit der Hilfe meines Vaters Hand, er ist aus den Träumen als Du ein kleines Mädchen warst, Du sahst Dich schaukeln, Blumen und Früchte pflücken, ich weiß genau was ich in Deinen Kinderaugen sah!“ Sarah lächelt: “Du warst ja selbst noch ein Kind!“ gab sie leicht sarkastisch zu Wort. „ich glaube nicht das Du mit 13 oder 14 Jahren weißt was Frauen bzw. ich als Mädchen uns vorstellen!“ fügte Sarah hinzu. Dennoch spürt man das es in Sarah arbeitet, denn einen ähnlichen Garten hat sie sich öfter in ihrer Jugend und Kindheit erträumt, Rosenhecken, Kletterpflanzen, Veilchen und Orchideen, in mitten eine Holzhütte. „Ich kenne Deine Träume, ich weiß auch wer an meiner Stelle hier sein sollte!“ sagte Martin. Sarah wird rot und legt ihr Kinn in das Handgelenk des Arms, welches auf ihrem angewinkelten Knien lag. Für einen kurzen Moment sind beide Wortlos, Martin schenkt Sarah ein Glas Champagner ein, das Sprudeln des Goldgelben Edelwassers, unterbricht die Stille in der warmen Sommernacht. Nach einem weiteren Moment, zerschlägt Martin endgültig den Augenblick der Stille, und gibt zu Wort: „ Ich bin seid Deiner Geburt an Deiner Seite, ich war 6 als Du geboren wurdest, ich sang Dir Kinderlieder die mir meine Mutter angestimmt hat, Du lächeltest immer wieder und wolltest immer neue Lieder, draußen bei Deinen Freunden und im Kindergarten, gabst Du den Ton an, beim Puppen, Gummitwist oder fangen spielen, sangen Deine Freunde unsere Lieder!“

Sarah ist still und in sich gekehrt, sie merkt das Martin weiter ausführen wird, doch sie weiß nicht worauf er hinaus will. „Als Du 6 wurdest war ich 12, Du kamst in die Schule, zum ersten mal in Berührung mit fremden Menschen, die nicht in Deiner Nachbarschaft lebten, Du lerntest neue Worte und ich erkannte schnell die Sorte Menschen, derer die nicht gut für Dich waren, ich führte Dich an diesen vorbei, sie ließen dich rein bleiben, denn sie wussten ich bin der große von der Oberstufe. Der im Winter mit dem schwarzen Mantel, aussah wie jemand aus einer anderen Matrix, Du warst mein Mignon vom Anbeginn Deines seins!“ erklärte Martin. „Du redest so geschwollen, so kenn ich Dich gar nicht, ich versteh auch nicht, genau was Du mir sagen willst, mir ist das alles unheimlich, ich weiß auch nicht was ich hier soll, wir sind seit 30 Jahren gute Freunde, ich dachte das sei uns beiden klar, spielst Du etwa mit der Gefahr, unsere Freundschaft für eine Beziehung, die niemals funktionieren wird einzutauschen?“ fragte Sarah erschrocken. Martin lächelt, geht nicht weiter auf Sarah ein und fragt: „Erinnere Dich daran als Du 12 wurdest, wie alt war ich da“? „18!“ antwortete Sarah kurz. „Richtig sagte Martin, Du kamst in die Oberstufe, die ich verlassen habe, ich holte Dich von der Schule ab, wann immer ich konnte, ich fuhr Dich mit Deinen Freundinnen überall hin, ich wusste wie Mädchen in Deinem alter sind, ich selber habe keine Freundin gehabt, hab alle Zeit nur an Dich gedacht. Wenn ich nicht wusste wo Du warst habe ich meinen Vater gefragt!“ „Ich kenne Deinen Vater nicht, ich durfte nie mit zu Dir nach Hause, es ist sowieso das erste mal das Du über ihn sprichst, die ganzen Jahre spielte er keine Rolle, ich weiß echt nicht was das soll hier, wenn Du mir einen Heiratsantrag machen willst, sorry, es ist ein schöner Abend ich bin wirklich von Herzen gerührt, diese Umgebung ist mir vertraut, aber du der Mensch den ich am besten kenne weil ich mit Dir schon 30 Jahre durch das Leben renne, ist mir heute Abend völlig fremd!“ gab Sarah erregt von sich. Man spürte das Sarah etwas erbost war, über das Mysterium des ganzen Abend, es war wieder einen Moment still, Sarah war nichtssagend während Martin versuchte zu lächeln, und versuchte aus sich raus zu kommen, sah man Sarah an wie sie sich immer mehr in ihrer Haut gefangen verkroch und ihre Gefühle versteckter Gesten in ihre verschränkten Armen verschloss.

Glaubst Du nicht Du wärest einen anderen Weg gegangen, wenn ich Dich nicht vom Anbeginn an geleitet hätte? Was war denn als Du 14 warst, Du Dich mit Drogen berührt hast, ich Dich mit Alkoholvergiftung im Park aufgefunden habe, von den Freunden damals keiner sich um Dich kümmerte, und hunderte Meter weiter weg Dein erster Freund Dich mit Deiner besten Freundin betrogen hatte. Wo fuhr ich Dich da hin?“ fragte Martin. Sarah schaute Martin an, und fragte ihn:“ was holst Du denn so alte Geschichten raus?“ und überlegte einen kurzen Augenblick. Dann sagte sie:“ ja, na klar, Du fuhrst mich in einen Garten ganz Unweit von hier, irgendwo auf dem Weg zwischen Dir und mir, er lag circa 500 Meter von dem Haus meiner Eltern, mir kommt es vor als war das gestern!“ Martin lächelt und sagt: „das war gestern!“ „Hättest Du mich über Nacht nicht in dem Garten umsorgt hätte mein Vater mich vermutlich ermordet!“ sagte Sarah, und fragte Martin : „wieso sagst Du das war gestern?“ Martin schaut Sarah an, ich habe jeden Tag mit dir gespeichert, es ist mein Zeugnis das ich ablege, an den Ort wo ich jetzt gleich hin gehe, es war gestern weil es gestern 30 Jahre her war!“ antwortete Martin.


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